Rückkehr nach Elonwabeni

Bettina Frank war 2014 als Freiwillige bei Elonwabeni und im Dezember 2022 wieder zu Besuch dort. Sie erzählt von ihren Begegnungen und Eindrücken.

2014, Kapstadt Flughafen: Tränen­überströmt warte ich auf das Boarding meines Fluges nach München. Nach sieben Monaten als Freiwillige bei Elonwabeni musste ich plötzlich gehen, da mein Visum nicht verlängert wurde.
2022, Kapstadt Flughafen: „Good morning, how are you?“ fragt uns der freundliche Herr an der Passkontrolle. „Very, very good“. Ich habe ein breites Grinsen im Gesicht, nach acht Jahren endlich wieder zurück!! Gleich am zweiten Tag besuchen wir Elonwabeni. Zugegeben, jetzt bin ich doch etwas aufgeregt. Könnte nach so langer Zeit etwas komisch werden…

Noch bevor wir richtig aus dem Auto ausgestiegen sind, höre ich schon meinen Namen. Thabisa, eine Hausmutter, winkt und ruft aus dem ersten Stock. Die Umarmungen, das Lachen, die fröhlichen Gesichter, innerhalb von Sekunden ist man ein Teil der Elonwabeni-Familie. Nach und nach trudeln die Kinder aus der Schule ein. Okay,
8 Jahre ist doch eine halbe Ewigkeit. Die damals 4jährigen Katelyn und Adrianna stehen jetzt als junge Frauen vor mir.
Es hat sich einiges verändert, Elonwabeni hat sich in vielerlei Hinsicht wirklich verblüffend weiterentwickelt. Aus den damals zwei Häusern in Mitchells Plain sind mittlerweile fünf geworden. Der Fokus liegt auf Bildung, kein Kind kommt daran vorbei. Der beste Beweis dafür sind Jessica und Erinney, die beide ihren Abschluss mit Bravourgemeistert haben und bald studieren wollen.

Die Grundschüler*innen gehen mittler­weile auf gute Privatschulen, empfangen stolz über beide Ohren ihre Zeugnisse mit Bestnoten. Mr. Fish unterrichtet noch zusätzlich in den gut ausgestatteten Räumen des Academic Programs und es besteht die Möglichkeit innerhalb Elonwabenis eine Ausbildung zur Sozialarbeitsassistenz zu absolvieren. All das war vor 8 Jahren noch nicht möglich. Auf der Weihnachtsfeier steht plötzlich Angel vor mir, Freudentränen kullern. Damals diskutierten wir über ihre Hausaufgaben, jetzt hält sie eine Babyflasche in der Hand. Sie ist stolze alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter. Angel arbeitet in einer britischen Firma und die Bewerbungen für ihr Studium laufen. Es sei komisch, wieder in ihrem Kinderzimmer zu stehen, aber Elonwabeni sei immer noch ihre Familie. „Es war nicht immer einfach hier zu sein, manchmal versteht man gewisse Entschei­dungen überhaupt nicht, aber ich bin so dankbar für Elonwabeni. Ich will mein Kind so erziehen, wie Denise mich erzogen hat!“

Woher hat Denise ihre Zauberkräfte diese tausend Aufgaben zu meistern? Egal ob es um eine neue Küche im Young Living Program geht, zwei Teenagerinnen nicht mehr in die Schule gehen wollen oder das nächste Camp auf der Farm organisiert werden muss. Und das Ganze noch bei 8 Stunden täglichem Stromausfall. Eine Superkraft ist definitiv das stabile gut eingespielte Team, das sich mit unbeschreiblichem Herzblut für die Kinder einsetzt.

Eines hat sich sicher allerdings nicht verändert: die Kinder wachsen einem innerhalb kürzester Zeit ans Herz.

Zwei Wochen lang durften wir bei Elonwabeni wohnen, mit ihnen bei 30° Plätzchen backen, Drachen basteln und Ausflüge machen. An den beiden nachfolgenden Tagen unseres Strandausfluges begrüßte mich Jocelyn morgens im Badeanzug. Sie spielte, dass sie wieder ans Meer fährt. Das zeigt, welche Bereicherung die Freiwilligen mit ihrem Freizeitprogramm für die Kinder sind.

28.12.2022, Kapstadt Flughafen: Auch ich bin Elonwabeni für so vieles dankbar!